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ME/CFS und der Schlaf

„Schlafstörungen sind unter ME/CFS-Patienten sehr verbreitet und schwerwiegend. Oft kommt es zu Durchschlafstörungen. Der Schlaf ist leicht und nicht erholsam. Erkrankte wachen wie gerädert auf. Auch ein gekippter Tag/Nachtrhythmus wird oft beobachtet.“ - Deutsche Gesellschaft für ME/CFS

Oft wird unsere Erkrankung in Berichten dargestellt, als würden wir den ganzen Tag schlafen. Doch viele Betroffene wünschen sehnlichst, sich müde zu fühlen und schlafen zu können. Denn statt zu schlafen, liegt man in der Regel stunden- oder sogar tagelang wach.

Aber warum ist der Schlaf bei ME/CFS-Erkrankten nicht erholsam?


Unser Nervensystem ist unglaublich komplex. Es gibt den Sympathikus (verantwortlich für Aktivität) und den Parasympathikus (verantwortlich für Ruhe und Regeneration). Bei gesunden Menschen arbeitet dieses System in einem Gleichgewicht. Bei ME/CFS Betroffenen ist dieses allerdings durch ein einschneidendes Erlebnis (Virus, Krankheit, Trauma, Belastung) massiv irritiert und zum Teil kaputt. Der Körper wehrt sich gegen den Schlaf, kämpft gegen sich selbst und ist ständig auf gefährliche Umgebung programmiert. Der Sympathikus ist dadurch dauerhaft am Arbeiten, der Körper hat also keine Möglichkeit, sich zu erholen.


Was kann man tun, um den Schlaf zu verbessern?


1. Medikamente

Medikamente sind oft keine Dauerlösung, können aber helfen, das Schlafverhalten wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Es gibt frei verkäufliche Präparate wie Melatonin, Baldrian und Passionsblüten. Aber auch verschreibungspflichtige Medikamente können helfen, um den Schlaf zu verbessern. Leider ist bei vielen die Gefahr einer Abhängigkeit groß. Da bei ME/CFS jeder individuell auf Medikamente reagiert, möchte ich an dieser Stelle keine Empfehlungen aussprechen.

2. Entspannung

Entspannungsübungen können dabei helfen, das Nervensystem herunterzufahren und besser ein- und durchzuschlafen.

  • Atemübungen

  • Meditation

  • Autogenes Training

  • Traumreisen

  • Hörbücher

  • Liegend-Yoga

  • Aromatherapie

3. Schlafhygiene

Hier einige Tipps:

  • Zur gleichen Zeit ins Bett gehen und zur selben Zeit wieder aufstehen

  • Abdunkeln des Zimmers

  • Vor dem Schlafen ein warmes Bad nehmen (Vorsicht: bei einigen Patienten verschlechtert sich der Zustand nach einem Bad oder einer Dusche)

  • Schwere Mahlzeiten vor dem Schlafen vermeiden

  • Für ausreichend Ruhe sorgen (geräuscharme Umgebung)

  • Für eine angenehme Raumtemperatur sorgen

  • Fernsehen- und Handyaktivität im Bett vermeiden


Diese Ratschläge sind vor allem für mild und moderat Betroffene geeignet. Bei schwer und sehr schwer Betroffenen sind die Schlafstörungen meist so stark ausgeprägt, dass Medikamente keine Wirkung haben. Entspannungsübungen sind aufgrund der Reizempfindlichkeit ebenfalls kaum möglich.


Wie wirken sich Schlafstörungen bei schwer und sehr schwer Betroffenen aus?


Wenn man im schweren Zustand dennoch Schlaf findet, ist es lediglich ein leichtes Dösen, immer nur für ein paar Minuten. Viele fühlen sich währenddessen wie paralysiert und können nur in einer bestimmten Position verharren und sich nicht bewegen.


Sie erleben unvorstellbare Schmerzen und Stromschläge bei vollem Bewusstsein, können nichts tun, nur abwarten und hoffen, dass der Zustand besser wird.


Sollte man nun denken, dass der Schlaf am Tag nachgeholt werden kann – Fehlanzeige. Es geht hierbei nicht nur um einen vertauschten Tag-/Nacht-Rhythmus. Die Betroffenen können tatsächlich über mehrere Tage hinweg nicht schlafen.


Der Körper foltert sich selbst, das vegetative Nervensystem rebelliert und es gibt keine Linderung. Schmerz- und Schlafmittel werden oft nicht vertragen oder wirken nicht.

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