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Elternsein mit schwerem ME/CFS

"Nicht der Elternteil sein zu können, der man so sehnlichst sein wollen würde, es gibt nicht viel, was herzzerreißender und trauriger ist als das."

Ein Gastbeitrag von Nici über ihr Elternsein mit schwerem ME/CFS


"Die Kinder sind groß. Erwachsen. Glück im Unglück, könnte man sagen.


Nein, aber das ist es nicht.

Nicht wirklich.


Denn trotzdem, obwohl sie groß sind und dich schon lange nicht mehr täglich brauchen, es tut weh und macht traurig, nicht der Elternteil sein zu können, der du so unfassbar gern sein wollen würdest. Der, der du einmal warst.


Vorher.


Wie sehr wünscht du dir, dass alles wieder so ist wie damals. Wie gern würdest du ihnen beim Umzug helfen, zur Geburt des Enkels anreisen oder die neue Wohnung bestaunen. Bei Krankheit mit Keksen und Tipps aufwarten und den traditionellen Schokokuchen zu Geburtstagen backen.


So wie früher. Davor.

Vor der schweren Krankheit. Vor #severeme


Wie gern würdest du einfach mal zum Hörer greifen und fragen: Wie geht es dir? Wie war dein Tag, was hast du heute so gemacht?


Wie gern würdest du da sein und Gespräche führen, wenn der Schuh vielleicht mal irgendwo drückt. Vorbeifahren, in den Arm nehmen und sagen, das wird schon wieder. Alles wird gut.


Wie gern würdest du gemeinsam etwas unternehmen und an Geburtstagen zum zigsten Mal die Girlanden ausrollen. Feiern und lachen. Egal wie alt sie werden.


Wie gern...


Es fehlt dir so. Alles.


Selbst die überflüssigen Diskussionen.


Die Kinder, sie fehlen dir. So unendlich sehr. Ist doch jetzt seit Jahren schon alles auf ein Minimum beschränkt. Auf ein paar wenige Minuten, Besuche im Dunkeln. Austausch auf Sparflamme und viel zu oft, gar nicht möglich.


Sicher, sie werden auch ohne dich ihren Weg finden. Ganz sicher sogar. Und trotzdem, es sind und bleiben immer deine Kinder, egal wie alt.


Emotional ist es wahrscheinlich wohl kein Unterschied, ob große oder kleine Kinder.


All das Versäumte, das nicht mögliche, die fehlende gemeinsame Zeit, all das, es fehlt. Und es schmerzt dich so sehr.


Der Verlust ist groß. So unendlich groß. Und unwiderruflich.


Und so wie es aussieht, wirst du auch zur Geburt deines nächsten Enkels nicht anreisen, bei der Hochzeit nicht dabei sein oder bei dem nächsten Umzug helfen. Du wirst auch in Zukunft keine Plätzchen backen, zusammen über das Straßenfest bummeln oder einen gemeinsamen Kurztrip über's Wochenende machen.


Du wirst, wie so unglaublich viele andere schwer und sehr schwer ME/CFS erkrankte Elternteile auch, so unendlich viel Leben und Zeit mit deinen Kindern versäumen. Und an den Schmerz, die tiefe Traurigkeit darüber, wirst du dich niemals gewöhnen. Egal wie alt."

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